Mal sind es kühle strenge Linien, mal feine, tausendfach geschichtete Netze, mal gewaltige Farbflüsse, die uns auf Hilli Hassemers Arbeiten begegnen. Was die Malerei der Düsseldorfer Künstlerin verbindet, ist der Prozess der Entstehung. Sie bewegt Farbflüsse mittels Schwerkraft auf dem Bildträger, begreift die Leinwand als Spielfeld. Sie operiert mit dem Zufall, lenkt aber das scheinbar Chaotische in strenge Bahnen. Der Malakt selbst ist ein Wechselspiel aus Regellosigkeit und Systematik. Eine Form organischer Ordnung entsteht. Hassemer zeigt polare Bild-Paare. Die Pole sind aufeinander bezogen und dynamisch, sie beeinflussen sich wechselseitig und eröffnen jeweils eine eigene Perspektive auf das Andere. Die Aussage entsteht durch ihre Interaktion. Können Bilder für innere Vorgänge stehen? Lassen sich Tagesformen darstellen? Oder größer: Der Mensch, der sich verstrickt, vernetzt, perfekte Ordnung und heilloses Chaos schafft – wie lassen sich derart komplexe und komplementäre Strukturen visualisieren? Schwierige Fragen, die Hassemer mit leiser Ironie stellt. Und darüber malt.
Der Rest ist Schweigen.