Martin Feldbauer,Wir sind lieber die Bösen als die Dummen

Seit der frühen Aufklärung warten wir darauf, dass Maschinen zu „denken“ anfangen. Dank einer zunehmend statistischen, probabilistischen Informationsverarbeitung sind wir diesem Ziel näher gekommen. Rechner besitzen die Fähigkeit, ihre eigenen Codes zu modifizieren – tatsächlich nehmen die Anweisungen, die nicht von einem Menschen kommen stetig zu.

Immer mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass Gesellschaften auch auf Grund mathematischer Modelle beschreibbar und formbar sind. Es scheint befremdlich, wie unser Sozialverhalten anhand der Auswertung großer Datenmengen modellierbar geworden ist. Persönlichkeitsmerkmale wie Aufgeschlossenheit, Gewissenhaftigkeit, Geselligkeit, Empathie und emotionale Labilität bilden die Skalen, in die wir uns alle einordnen lassen. Vor diesem Hintergrund ist es einfacher zu erahnen, welche Personen-Gruppen für welche Botschaften empfänglicher sind. Gibt man diesen Gruppen noch eine Zusatzmotivation, um die Wahrscheinlichkeit etwas zu tun zu erhöhen… Bingo! Durch Datenanalyse und -verarbeitung ergibt sich ein enormes Manipulationspotenzial – und die Effizienz wiederum lässt sich detailliert messen.

Verhaltens- und Entscheidungsmuster können mit Hilfe der Spieltheorie untersucht werden. Diese modelliert interaktive Entscheidungssituationen, die jedem Spieler verdeutlicht, wie er seine Interessen in der jeweiligen Situation rational am besten durchsetzen kann. Die Spieltheorie entwickelt ihre Methoden und Modelle aus verschiedenen Wissenschaften – ihre Ergebnisse werden wiederum in etlichen Disziplinen angewendet und beachtet. Die Darstellung solcher Strategien in einer Matrixform ist für Martin Feldbauer ebenso faszinierend wie das Ausreifen der Intuition im Moment des Spielens.

Statistiken und Diagramme tauchen früh in seinem Werk auf und bestimmen inhaltlich den Ausdruck seiner Arbeiten. Da Feldbauer für diese Ausstellung die Intuition und das Spielerische dem eher spröden Thema Statistik entgegensetzt, entlockt er dem Wissenschaftlichen seines Themas einen Zauber, der uns fast vergessen lässt, dass es hier im Grunde um eine höchst spannende aber auch bedrohliche Lage unserer persönlichen Freiheit geht.

We’d rather be the bad guys than the stupid ones.

Since the early Enlightenment, we have waited for machines to „think“. Thanks to increasingly statistical, probabilistic information processing, we have come closer to this goal. Computers have the ability to modify their own codes – in fact, the instructions that do not come from a human constantly increase.

There is a growing awareness that societies can also be described and shaped on the basis of mathematical models. It seems strange how our social behaviour can be modelled by evaluating large amounts of data. Personality traits such as openness, conscientiousness, extraversion, agreeableness and emotional instability form the scales into which we all fit. Against this background, it is easier to guess which groups of people are more receptive to which messages. Give these groups an additional motivation to increase the likelihood of doing something… Bingo! Through data analysis and processing there is an enormous potential for manipulation – and the efficiency in turn can be measured in detail.

Behavioural and decision patterns can be investigated with the help of game theory. It models interactive decision-msking situations that show each player how to rationally best assert their interests in the respective situation. The Theory of games develops its methods and models from various sciences – its results are in turn applied and observed in a number of disciplines. The presentation of such strategies in a matrix form is just as fascinating for Martin Feldbauer as the maturation of intuition in the moment of playing.

Statistics and diagrams emerge early in his oeuvre and determine the content of his work. Since Feldbauer opposes intuition and playfulness to the rather brittle topic of statistics for this exhibition, he elicits a spell from the scientific aspects of his theme, which almost makes us forget that this is basically a highly exciting but also threatening situation of our personal freedom.